14. Was lange währt, wird endlich gut ...

Sehr spät kam er, doch er kam: der Aufruf zum Abfüllen des Weins und Etikettieren der Flaschen. Ende Oktober, erst nachdem die Ernte 2016 eingefahren war, wurden wir zu diesem letzten Arbeitsschritt eingeladen. Einmal mehr eine fidele Angelegenheit.

Der Lohn für die Arbeit ist den selbstproduzierten Wein nun geniessen zu könnenDer Lohn für die Arbeit ist den selbstproduzierten Wein nun geniessen zu können (Foto by: Corinna Schneider)

Eigentlich rechneten wir den ganzen Sommer über damit, vor dem Wümmet zum Einhüllen unseres edlen Tropfens aufgeboten zu werden. Doch wir hörten nur, dass man noch sehr mit der Ernte 2016 beschäftigt sei und keine Zeit hätte, sich um den letztjährigen Wein zu kümmern. Doch dann endlich der lang erwartete Appell: Am Samstag des letzten Oktoberwochenendes wurden wir ein letztes Mal in den Rebberg gerufen.

Preisverteilung und Verkostung

Um 9.00 morgens war Besammlung. Auf dem Tisch stand bereits ein halbes Dutzend geöffneter Flaschen – alles 2015er. Die ersten Hobbywinzer waren auch schon fleissig am Probieren. Für einige war es doch ein bisschen gar früh, um dem Wein zuzusprechen, aller Liebe zum Trotz. Zunächst erhielten wir eine kurze Übersicht über das schwierige Rebjahr 2016. Ein sehr sonniger und milder Herbst kompensierte den überaus nassen Frühling/Sommer. Der 2016er schaffte es dank wunderschönem September auf beachtliche 96 Öchsle (2015: 106).

Danach liess der Winzer unser Weinjahr Revue passieren. Wir seien eine durchschnittlich gute Hobbywinzergruppe gewesen, was wir als grosse Untertreibung stark bezweifelten. Die Auswertung des Schlusswettbewerbs ergab allerdings, dass wir uns an dieselben Dinge erinnerten und dieselben Details vergassen wie die anderen Gruppen auch. Nun, vielleicht liegt das ja auch am „Dozenten“?! Auch der Schätzwettbewerb zu den gesammelten Mengen war mittlerweile ausgewertet. Mit Stolz darf unser kleines Hobbywinzertrüppchen in beiden Sparten die Sieger stellen. Als Preis winkte je eine Flasche Eiswein.

Die Arbeitsschritte heute

Der Winzer ordnete an, in 4er Gruppen zu arbeiten. Denn beim Abfüllen gibt es vier Arbeitsschritte:

  • Bereitstellen der Flaschen

  • Abfüllen am Zapfhahn

  • händisches Finetuning zur exakt richtigen Menge

  • Verkorken

Vor dem Abfüllen wurde der Wein gefiltert, um ihn vom Weinstein zu befreien. Die Flaschen müssen nicht nur gereinigt, sondern auch steril sein, ansonsten sich der Wein nicht so lange lagern lässt. Das Abfüllen gleicht eigentlicher Fliessbandarbeit. Die kniffligste Aufgabe war es, mit Trichter und Mass den Flascheninhalt auf die exakt richtige Menge aufzufüllen (0.5 cm unterhalb des Korkens) – und dabei so effizient zu sein, wie die Kollegen an den anderen Prozessschritten.

Das Abfüllen gleicht eigentlicher FliessbandarbeitDas Abfüllen gleicht eigentlicher Fliessbandarbeit (Foto by: Corinna Schneider)

Aber das hatte wohl damit zu tun, dass wir ungeübt waren. Erfahrene Weinbauern erledigen auch diese Massarbeit im Schlaf. Zum Verkorken der Flaschen stand uns eine manuell zu betätigende Maschine zur Verfügung. Dieser Arbeitsschritt kostete etwas Kraft. Doch da jeder an jedem Arbeitsposten zum Einsatz kam, und wir nur eine sehr übersichtliche Menge an Wein einzuhüllen hatten, reichte dies keineswegs, uns im kühlen Keller Schweisstropfen auf die Stirn zu treiben.

Die Gruppen machten sich eine nach der andern zügig an die Arbeit. Währenddessen sprach der Rest weiterhin den Probeweinen zu und warf bedeutungsschwanger die fachmännische Meinung zum verkosteten Tropfen in die Runde.

Nach dem Abfüllen kam als allerletzter Arbeitsschritt das Etikettieren. Auch das ist Handarbeit und erforderte konzentriertes Arbeiten, damit die Etiketten schön gerade auf der Flasche liegen. Nun kamen unsere selbst kreierten Etiketten zum Zug. Wir waren sehr stolz auf das ansprechende Endresultat.

Nach der Arbeit feuchtfröhliches Beisammensein

Nach gut zwei Stunden waren alle Gruppen mit ihrer Arbeit durch, der Wein in Kisten verpackt und ins Auto geladen. Da liessen sich auch jene nieder, die bis anhin noch auf einen Schluck Wein verzichtet hatten, und degustierten sich durch das Angebot – bis es wieder sehr lustig zu werden begann.

Zum Schluss bekamen alle noch eine Urkunde überreicht, die uns als erfolgreiche Absolventen dieses Hobbywinzerkurses auszeichnet.

Auf die Gefahr, uns zu wiederholen: Eigentlich schade, ist dieser Kurs schon zu Ende.

 


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